21,0975 Kilometer / Kummer schwimmt oben.

Den Marathon heute hatte ich ganz vergessen. Nicht auf dem Schirm, wie in den Neunziger Jahren mancher gern sagte. Das hieß, lose geschätzt, eine Stunde lang nicht mehr über den Kottbusser Damm zu kommen. Und eine Band oder so spielte beschissenen Power-Soul mit meckerndem Saxophon. Ein Typ nutzte die Zeit, gegen eine der alten Platanen am Ufer zu lullen, und die frühe Septembersonne, schräg von rechts hinten, tauchte den Strahl in ein goldenes Licht. +++ Mögen hätten wir schon wollen, aber trauen haben wir uns nicht dürfen: Nachdem ich mit meinen Eltern Mitte der Siebziger einmal im Karl-Valentin-Musäum in München gewesen war, war ich lange Zeit großer Fan von Karl Valentin und Liesl Karlstadt. Später fand ich dann Gaby Decker toll. Wollte ich einfach nur mal erwähnt haben. +++ Hatte ich schon erzählt, dass ich noch nie einen Marathon mitgemacht habe? Aber 2004 den Halbmarathon immerhin: Weil mir ein infernalischer Liebeskummer Seele und Herz verbrannte, fing ich im Januar damals mit dem scheiß Laufen an. Am Abend zuvor saß ich noch demonstrativ im Kaiser Soze beim sinnlosen Saufen, tags drauf war ich am Laufen und steigerte mich wie im Wahn bis zum Halbmarathon am 4. April, wenn ich nicht irre. Der Kummer hatte also, wie beinahe alles im Leben, auch seine guten Seiten gehabt. Auch wenn meine Ex weiterhin mit einem Idioten ins Bett ging und von meiner Aktion gar nichts mitbekam.

Foto: Herbstmorgen heute in der Ohlauer Straße, Hintereingang (krass) © KvK, 2011

Pepomat am Sonntag / Oblivious und obdachlos.

Am Tisch in der Ecke, hier im Café, von dem aus ich tagtäglich Wissenswertes über Sexhaben und Fußball ins Weltall schicke, muss sich ein Obdachloser niedergelassen haben oder zumindest ein Messie: Auf dem Tisch selbst liegt ein Fahrradhelm mit den Schweißrändern der Innenseite gähnend nach oben, Stuhl 1 ist unbesetzt, auf Stuhl 2 ein rot/grau/schwarz/siffiger Rucksack der Marke Jansport und auf Stuhl 3 eine Lidl-Tüte mit Werbung für Oldenburger und Landjunker, was Wurstsorten sein werden. Gehört alles hunderpro zu dem glatzköpfigen Dicken draußen mit der Journalisten-Attitüde. Der seit zwei Wochen hier sein neues Revier markiert, Leute mit seinem Wissen über Spatzen und anderer Scheiße einwickelt und seine Post immer überall wichtigtuerisch ausbreitet. +++ Gonna get me a little oblivion, baby. +++ Und, na klar, schon kommt der Fette schon angeschissen und faselt etwas von Gewohnheitsrecht, und dass er den Platz gern mit mir tauschen würde, weil es ja meiner sei. "Genau genommen ist es ja gar nicht wirklich meiner", versuche ich ihn abzuwimmeln und mir dabei meine kindische Vollverärgerung nicht anmerken zu lassen. +++ Die Frau aus der blauweißen Crowd ziert sich doch eh morgen wieder – da verwette ich meinen A**** drauf!

Foto: Ohlauer Straße am heutigen Mittag (krass!) © KvK, 2011
Lyrics: Perfect Blue Buildings © Counting Crows, 1993

Sommer / Down with Flu.

Die lustige Bilderschau mit Rattelschneck und OL morgen um 20:30 Uhr definitiv ohne Monsieur le Quarante-neuf. Im Babylon/Mitte. Werde weiter das Bett hüten und krude Ideen ausbrüten.






Flyer: die Schlümpfe 2D © OL, 2011

Dieter Kolenda / The Blue Mask.

Letzte Nacht schrieb ich im Traum wieder an meinem Blog. Das passiert oft, und manches davon ist tatsächlich brauchbar und erscheint dann am nächsten Tag auf club49-berlin.blogspot.com. Diesmal aber war es fast schon bedenklich: Da war ich längst eine Weile dem Bette entflohen und kochte mir einen ersten Kaffee. Der sonnige Herbstmorgen strömte ins Fenster, und dann klappte ich mein Laptop auf und suchte den Text – und dachte: verdammte Fickscheiße, wo ist denn der Mist?! +++ A Mist is hanging gently on the lake / I miss your jokes and the brilliant things you said. +++ Den ersten Fil-Comic hatte ich während einer Nachtschicht an der Tankstelle damals gelesen: Aral, Kaiser-Friedrich-Staße 102, in Rufweite vom Schloss Charlottenburg. +++ Im Herbst '92 sah ich Fil dann das erste Mal live in der Scheinbar; so sah das aus, damals. Fil war der definitiv witzigste Typ, den ich jemals gesehen hatte, und in den Neunzigern brachte ich es auf geschätzt bestimmt an die 20 Shows. +++ Heute Abend im Club: DJ Groh. +++ Am Erkelenzdamm, Ecke Kohlfurter, wechseln die Namen so häufig, dass man sie sich unmöglich merken kann. Bohemi zur Zeit, glaube ich. Dafür das Angebot auf der Tafel draußen immerhin merkwürdig: "Auf Wunsch zeigen wir deutschen Fußball." +++ Nach einem komplett Fil-freien Nullerjahrzehnt kaufte ich mir heute früh Karten für Fil’s Release-Party im Festsaal. +++ Freitagabend: Rattelschneck und OL live im Babylon/Mitte. Die sind auch gut! +++ Die filosophische Frage, wie immer, zum Schluss: Warum verschwenden so viele Medien ihre Zeit mit Meldungen über Charlie Sheen? Gut, er hat mal besoffen auf Koks eine Nutte in den Hotelschrank gesperrt; aber das habe ich auch schon getan – und mich trotzdem nicht unter Vermischtes wieder gefunden.

Cartoon: Rösler © OL, 2011
Lyrics: My House © Lou Reed, 1982

Gut / ... und der Mann aus Russland konnte weinen.

Irritierendes Kompliment an der Fußgängerampel gestern, Ohlauer Straße. Die junge Bosnierin, die ich zuletzt lange vor meinen Ferien auf Marcumar und Falithrom traf, stoppte ihr Fahrrad und meinte, ich sehe auf einmal so anders aus: "Ja? Wie denn?" – "Gut." +++ Im Freudenzimmer, neben dem Ritter Butzke da irgendwo, ziehen die Dualesque-Twins morgen ihr sattes Elektro-Set vom Leder. Ohne Kostümzwang diesmal und zu Nacht schlafender Zeit: Checkt es aus, um halb zehn geht’s los. +++ http://www.dualesque.de/videos/dualesque-at-club49 +++ Justamente um elf heute eröffnet die oder das neue Szene-Bar/Restaurant Tussen & Lackaffen am Kreuzberger Landwehrkanal. Ein Russe soll zu den Investoren gehören – und 'so sieht es auch aus', wie Graf Tati im Club gestern feststellte. +++ Eyes from the free take me down the way. +++ Wie Katharina verächtlich hinzufügte, nennt sich das Tussen & Lackaffen zu allem Überfluss offiziell auch noch 45. +++ Ein Affront!

Foto: Dualesque, Hotel © KvK, 2011
Lyrics: Black Crow © Angus and Julia Stone, 2006
Link: Dualesque live, club49 © Ralph Meiling / Fabian Vogel, 2010

K-fee / Bring mir mal 'ne Flasche Bier.

You have never been in love / until you've seen the dawn rise / behind the home for the blind. +++ Das Polizeiaufgebot in der Ohlauer Straße gestern war nun doch wieder nicht unseretwegen unterwegs: Dieser scheiß Staat nimmt uns einfach nicht ernst. +++ Wahlparty im Club war schön: Mir unbekannte Damen und Herren in freudiger Stimmung –, und bis zum Schluss wusste man nicht, welches Parteiabzeichen sie unter dem Herzen trugen. Für die FDP wären's zu viele gewesen. +++ Zwar streikte die neue K-fee zwischendurch mal ganz kurz, aber das politische DJ-Team dafür war supi. Und Nike hatte Kuchen gebacken. Das alles in bester HD-Qualität! +++ Später am Abend überbrachte jemand die Nachricht, die Polizei sei wegen des neuen Starbucks im Einsatz gewesen. Genau genommen, wegen einer Demo dagegen. A Ecke O, wie Winson es ausdrücken würde. +++ Die Frau mit dem Hund war bester Laune vorhin. Sie sträunte herum am Büro der Partei und strahlte mich ganz verliebt an: "Hallo!" +++ Wieder mal dümmlichste Kreuzberger Sozialromantik, aber einen Starbucks muss ich jetzt echt hier nicht haben! Und Kaffee könn’ wir ja jetzt schließlich auch selbst! +++ Das Bild vom Altkanzler nun doch noch gefunden. In Marktredwitz in Franken war das gewesen: Gerd, wie ich ihn ja nenne, trinkt eine Kaltschale der örtlichen Brauerei. Ein verdammt heißer Tag kurz vor dem elften September. +++ Schalke gestern verlor zwei zu null, die FDP mehr als 6,8. +++ Mittwochabend im Club: DJ Groh.

Foto: Gerhard Schröder, Marktredwitz © KvK, 2001
Lyrics: First of the Gang to die © Morrissey, 2004

Wahlrecht / Koan Neuer.

Die Frau mit dem Hund war der einzige Mensch, der sich an diesem dauerverregneten Wahlsonntagmorgen schon früh auf die Straße traute. Und ohne Gebiss noch undeutlicher zu verstehen als sowieso sonst immer schon: "Wöwöwöhöhö, hahaha!" – "Was?" – "Ümmaannawandlang, hahaha!" – "Ach, so." Ob sie am Ende wohl etwa vergessen hat, dass ihr Hund seit über vier Jahren tot ist? +++ Heute ist Wahl, und da trinken wir Kaffee mit Nike, sofern die K-fee auch funktioniert; hören Musik und warten auf die erste inoffizielle Hochrechnung in fucking HD! +++ Als politischer Seismograph konnte ich in den vergangenen Tagen eine verbreitete Tendenz dazu wahrnehmen, Quatsch zu wählen. +++ Ich will auch Quatsch wählen! Oder, um den Boxer DJ Der Legionär ein letztes Mal zu bemühen: Ich habe doch ein Recht auf Wahlrecht! +++ Nicht nur, dass ich nie zuhöre – jetzt gucke ich nicht einmal mehr richtig hin: Steckte die vermeintliche CD mit dem saufenden Altkanzler darauf ein – und hatte am Ende doch nur das Bundeskanzleramt erwischt. Um das es heute doch gar nicht geht. +++ Seltsam, dass Teile meiner kleinen Familie Peter W***mann sogleich als Weedman identifizierten, als er mit seiner Schallplattenkiste und eingehüllt in eine blaue Dopewolke gestern Abend den club49 betrat. +++ Da ich trotz erhöhten Apirin Complex-Konsums noch nicht ganz wieder der heißeste Feger unter der Sonne bin, möchte ich doch zumindest die Anhänger doofer Parteien bitten, von einer Teilnahme an unserer typenoffenen Wahlveranstaltung heute Abstand zu nehmen: Um 16:00 Uhr geht es los. +++ Gonna take you for a ride on a big jet plane: Guten Flug morgen, liebe Amore – und zeig Deine Moves!

Foto: Bundeskanzleramt © KvK, 2004
Lyrics: Big Jet Plane © Angus and Julia Stone, 2010

Nike / gierig und peinlich.

Das ist ein gutes Gefühl, frei zu sein. +++ Morgen ist Wahl, und vielleicht wähle ich diesmal auch einfach mal, statt, wie in den meisten Jahren zuvor, die Wahl zu verschlafen. Die Plakate der Piratenpartei sind zum Teil sehr rassistisch: "Atomares Endlager im Prenzlauer Berg" oder "Kriminelle Touristen raus!" Oder weeß ick. +++ Heute Abend: Stalag und Weedman! +++ Morgen ab 16 Uhr Wahlparty im Club. Ich glaube, jeder darf kommen – auch wenn eigentlich Nike und ihre politischen Freundinnen einfach nur die Gelegenheit nutzen wollen, im Club einen Kaffee zu trinken und über die Stränge zu schlagen. +++ "Wenn'de nach hinten gehst, bringste mir Kleingeld mit?" – "Nee." (Penny) +++ Bei Penny gab’s die Pad-Kaffeemaschine K-fee im Angebot für 69,95 Euro: Für die Wahlparty morgen wird's reichen. +++ Lieblings weißes Pülverchen heute: Aspirin complex. +++ Egal, wer morgen das Rennen macht: "Die Bierpreise im Club werden sich bis 2014 nicht ändern" – das wäre mein Wahlversprechen! +++ Äh, sagt mal: Ich habe ja gar keine Wahlbenachrichtigung bekommen! Das ist erstmal rassistisch!

Flyer: Gierig & peinlich © Chrissie, 2011
Lyrics: Leider nur ein Vakuum © Udo Lindenberg, 1974


Stalag & Weedman / Weihnachten am Schacht Konrad.

Frühjahrsmüdigkeit im September. Zwanzig Uhr fünfzehn am Donnerstagabend. Herd, Sofa und ein Chef zum Verlieben im ZDF: Eine Doku über den Club, glaubte ich erst, aber dann spielte doch wieder Hugh Grant in der Hauptrolle! Nun, denn: Sandra Bullock könnt ihr mir eh auf den Bauch binden – und, wenn es sein muss, von mir aus auch nackt! +++ Ja, Kreuzberg auf seine Art ist schon latent irgendwo rassistisch; da muss ich Svenni-Boy Regener doch einmal recht geben. Auch wenn ich nur überflogen hab, was er zu dem Thema zu sagen hatte. Weil er zu jedem Thema etwas zu sagen hat und fast auch zu jedem Thema befragt wird – und ich nicht alles lesen kann oder möchte, was unter Überschriften wie Warum Sven Regener nicht zum Public Viewing geht am Kiosk erscheint. +++ Rassismus ist doof, das muss man nicht extra betonen, aber in Kreuzberg hat er uns bislang möglicherweise vor Entwicklungen wie in Mitte und Prenzlauer Berg bewahrt – auch wenn er den ersten McDonald’s in 36 auch nicht verhindern konnte. Und die Mietsteigerung weltweit die höchste ist! +++ Von gestern 21:30 Uhr bis heute Mittag um elf wie ein Stein durchgeschlafen. Nicht mal das Ende von Sandra Bullock und ihrem Chef mitbekommen. In einen todesähnlichen Zustand gefallen, seltsam. Immer noch müde. +++ Heute im Club, wenn ich mal wieder nicht irre: DJ Kollision und das Tier mit den zwei Rücken: Zu 50% mindestens aus dem Ländle! +++ Schlechte Nachricht für unsere Jury: Jetzt kommt die Nichte aus München nun doch heute Abend, wie der Name schon sagt, nicht in den Club! Toll. Kleiner Trost: Ich muss das Bett nicht beziehen. +++ Die gute Nachricht wie immer zum Schluss: Morgen Abend Stalag & Weedman!

Foto: Die Nichte aus München, Weihnachten am Schacht Konrad © KvK, 2002

Arabs und Akademiker / She’s got a Ticket to ride.

Try to remember the kind of September / when grass was green and grain so yellow. +++ BVG-Kontrolleure müssen neuerdings Uniformen tragen, erzählte man in der U8 neulich. Ich finde das gut, da kann man frei wählen, ob man jetzt einsteigt und sich erwischen läßt – oder besser halt eben nicht. Stolz besprang ich gestern, gemeinsam mit den Uniformierten, am Kottbusser Tor den Zug Richtung Uhlandstraße und zeigte leicht überheblich mein Tagesticket vor. Wo ich das gekauft hätte, auf welcher Linie und ob vom Busfahrer und all dieser Scheiß. Ob das hier jetzt ein Quiz sei oder was, und wozu er das alles wissen will, blaffte ich den Typen blöd an, der ja auch nur seinen Job tat und dabei erstaunlich umgänglich blieb: "Weil der Fahrschein gefälscht ist, deshalb!" +++ Samstagnacht: No Sound like we! +++ Vattenfall hatte sich angemeldet, heute im Club den Atomstrom abzuschalten. Dagegen erschienen die 40 Euro fürs Schwarzfahren als alberne Peanuts, wie man so sagt. +++ I was feelin’ fuckin' fine 'cos I was fucking all the time; diese poetischen Zeilen schrieb ich noch Anfang '89 für unsere Band La Petite Mort. Kurz darauf lösten wir uns auf, und ich ging nach Berlin. +++ Wieso habe ich mir von der netten Frau unten am Kottbusser Tor denn ein gefälschtes Ticket andrehen lassen? +++ Jetzt jeden Tag Vollmond? Gestern Abend plötzlich flutete ein acht- bis zehnköpfiger Haufen adoleszierender Arab-Kids den Club Quarante-neuf. Der taz-Redakteurin ging man direkt an die Portokasse: Gedränge nur dem Dieb gefällt, und so flogen sie ebenso schnell wieder raus, wie sie den Laden gestürmt hatten. +++ Heute im Club an den Decks: IM Sound. +++ Polizei kam auch wieder einmal. Der entspannte Beamte meinte dann aber, die Musik sei okay, doch er mache mal besser die Tür zu. Seine sympathische Theorie: "Das sind doch alles diese Akademiker, die jetzt nach Kreuzberg ziehen, weil das so toll ist – und dann rufen sie an, weil’s ihnen zu laut ist!" +++ Die traurige Meldung wie immer zum Schluss: Ina verlässt unser Kleinod mit sofortiger Wirkung. Als DJane und auch als Gast bleibt sie uns aber auch weiterhin gerne erhalten. Der Club wünscht Dir alles Gute – und ganz vielen Dank für die gemeinsame Zeit in der Ohlauer Straße!

Foto: Kind of September, Fraenkelufer (Hofseite) © KvK, 2011
Lyrics: Try to Remember © The Kingston Trio, 1972

Günther / Die Schöne und das Biest.

Manches war früher irgendwie einfacher: Man musste nur einen Bogen um RTL machen, um entspannt einen Abend im Fernsehsessel zu verbringen, ohne plötzlich und ohne Vorwarnung Günther Jauch auf dem Bildschirm zu sehen. Gestern schaute ich heimlich den Tatort im Ersten. Und kaum war der Abspann zu Ende, stand auch schon der alte Freund Günther im Zimmer, um mit Fragen wie: "Wie lange braucht man, um 86 Stockwerke ohne Fahrstuhl hinunter zu laufen?" durch eine überflüssige Betroffenheitssendung zum 11. September zu führen. Diesen Joker hatte er vermutlich noch von Wer wird Milliardär im Ärmel. +++ Die Frau mit dem Hund sah heute aus wie die Schöne und das Biest, also, wie der Typ aus die Schöne und das Biest: das Gesicht vollbehaart. Die Frau mit dem Hund kennt man, wenn man schon lange in der Nähe der Admiralbrücke wohnt. Sie hat wohl kein Kurzzeitgedächtnis, heißt es, von daher lief sie immer den ganzen Tag mit dem Hund um den Kanal, weil sie jedesmal wieder vergaß, dass sie das gleiche vor ein paar Minuten schon einmal getan hatte. Dem Hund konnte man dabei bei seinem körperlichen Verfall zusehen, bis sie ihn schließlich vollends verschlissen hatte. Wenn sie gut drauf ist, grüßt sie mich überschwänglich quer über die Straße, als würden wir uns vom Sexhaben her kennen. Heute jedoch schob sie, wie meistens, wieder mal einen Depri und schickte mir einen unheimlichen Fluch hinterher: "Du hast ein Loch in der Hose!" +++ Am Mittwoch legt IM Sound auf, und alles wird gut. +++ Freitag in einer Woche Rattel und OL im Babylon/Mitte. Mit ihrer brandneuen Live-Performance – und als Special Guest: Ariane Sommer! +++ An der Hobrechtbrücke eben gerade hielt mich ein radelnder Hardcore-96-Fan an, er müsse mir jetzt doch endlich mal zu meinen Braunschweigern gratulieren. Auch wenn ich hier kleinlaut einräumen muss, dass es nach wie vor nicht meine Braunschweiger sind, gab ich das Kompliment an den Hannöverschen Erzrivalen gerne zurück. Da können sich die da oben mal schön eine Scheibe von abschneiden! +++ "Politikerin (Die Linke, d. Red.) schockt mit wirren Sex-Thesen", titelt der Berliner Kurier am heutigen Montag. Was ist hier eigentlich los? Jüngst erst behauptete eine Frau, deren Meinung mir mehr als am Herzen liegt, mit Sexhaben stünde ich ja auf Kriegsfuß! +++ Bauchbert Plautze, der, wie wir wissen, Zynisten nicht mag, wie er letztens gestand, gelang neulich der Schnappschuss des Monats: Der Herr Monsieur himself ext gierig ein Beck's alkoholfei im Club.

Foto: Herr Monsieur le Quarante-neuf © Bauchbert Plautze, 2011

Wasted German Youth / Tussen und Lackaffen.





"Woran erkennt man zwei Hochhäuser, wenn sie verliebt sind? – Sie haben Flugzeuge im Bauch." +++ Zehn Jahre 11. September: Ich habe mich seitdem oft gefragt, warum der Mensch doch jedes Mal zwanghaft Witze machen muss über Dinge, die einen über die Maßen erschüttern. Ein Selbstschutzmechanismus? Verblödung vielleicht? Und worüber genau macht man sich eigentlich lustig: Über die Opfer? Deren Angehörige? Ist es Medienkritik, oder will man einfach nur cool sein? +++ Als damals die Dingensbums Kampbusch aus ihrem Verlies befreit worden war, widmeten ihr Grissemann & Stermann eine komplette Show Royal auf Radio eins; da musste ich kotzen. +++ Bauchbert Plautze neulich bemerkte im Club, die Alles supi-Postkarte im Flaschenregal ginge ihm schon schön auf den Senkel. Und Zynismus erst recht. +++ Umwerfend und rattenscharf war gestern die Supernova, versteckt hinter ihrem Elektronenrechengerät: Da wird sich IM Sound nächsten Mittwoch an selbiger Stelle wohl ganz schön ins Zeug legen müssen. +++ In Spiegelschrift an die Scheibe hatte irgendwer IHR SEID KACKE! geschrieben: Gemeint war der neue Laden im früheren Kirk Royal am Paul-Lincke-Ufer. Will ja nicht vorschnell was sagen, aber auf der Eröffnung im Vorbeigehen gestern war die Tussenquote extrem hoch und herum wimmelten Lackaffen. +++ Zu guter Letzt Name-Dropping endlich mal wieder: Am 11. September 2001 hatte ich bis in die tiefe Nacht paralysiert vor meinem Grundig Farbfernseher gesessen, ganz schön viel Rotwein getrunken und ganz schön geraucht und dabei immer wieder den Bildschirm abfotografiert. Es wurden zwei Ausstellungen daraus, und ich habe hin und her überlegt, ob das okay ist. Einen Katalog schickte ich Ulrich Wickert. Der bedankte sich in einem hand geschriebenen Brief dafür und erklärte sich zu einem Freund der Fotografie. Das empfand ich als Absolution: Wenn irgendeiner sich auskennt in unserer Welt und im Leben – dann ja wohl zweifelsfrei Mister Tagesthemen...

Foto: Breaking News © KvK, 2001
Foto: The Return of the Supernova © KvK, 2011
Foto: Breaking News © KvK, 2001
Foto: Neueröffnung: Tussen und Lackaffen © KvK, 2011

Herrmann van Vee / Ich habe keine Zeit.

Keine Zeit. +++ Nur so viel: Letzte Nacht erreichte mich noch kurz die Insider-Info, unser Stammgast der ersten Stunde, Minute, Robert Kovac hätte gestern Geburtstag. Mir erzählt ja nie einer was – aber Herzlichen Glückwunsch nachträglich, altes Haus! +++ Tschö mit ö.

Foto: keins

Rank Xerox / so oft kopiert.

Der Typ auf dem Bild ist mein Freund. Mein ältester Freund. Den kenne ich länger als beinahe alles andere auf dieser Welt. Wir fuhren bereits im Kinderwagen nebeneinander durchs Dorf, sagt er. Der Johannes Heesters unter den Blutsbrüdern. Das Foto stammt aus dem Sommer, als später die Mauer fiel. Wir schrieben uns damals jahrelang fast jeden Tag einen Brief. Der Typ auf dem Bild hat heute Geburtstag: Alles Gute, bester A.K.! Long time no see. Gibt es Einbecker auch bleifrei? +++ Und im Himmel ist Jahrmarkt. +++ Als wäre das alles nicht schon supi genug, gibt es am Samstagabend dann auch noch The Return of the Supernova, checkt das aus! +++ Im Copy-Shop eben gerade war eine Frau. Von der hätte ich mir gern eine Kopie gemacht. +++ Neulich im Club meinte Chappi zu mir, ein ungeschriebenes Gesetz würde besagen, dass immer, wenn er, Chappi, schlechte Laune habe, sein Laden bumsvoll sei. Jetzt schließt das Chappinski für immer, und, ehrlich gesagt, hatte ich gleich meine Zweifel an dieser überraschenden Theorie: Das wäre die Lizenz zum Gelddrucken gewesen. Abschiedsparty demnächst in der Lausitzer. +++ Heute Abend im Club: der Monsieur höchst selbst hinter dem Tresen.

Foto: A.K., Heidestraße, Berlin-Wedding © KvK, 1989

Lech / Die lustigen Stiefel marschieren über Polen.






































































Um 9:18 Uhr gestern schickte Hardy die SMS, ob ich Lust auf einen spontanen Ausflug hätte. Ich sei der einzige vom ganzen verpeilten Haufen, den man am Sonntag so früh um diese Zeit so etwas fragen könne. Die Richtung durfte ich aussuchen, und als Scherzkeks ältester Schule sagte ich: Osten
. So landeten wir auf ein paar gepflegte Lech Free am Hafen vom alten Stettin. Und bei der Erkenntnis, dass alkoholfrei in Polen durchaus auch 0,5% heißen kann. Jetzt sind wir zwei wieder voll druff, geil. +++ Heidi und der DJ Kröch am 8. Oktober im club49, Ohlauer Straße 31, checkt das aus. +++ Der junge Gitarrengott, der in der sengenden Stettiner Mittagssonne vor einem imaginären Publikum performte, musste nach meiner Schätzung in etwa schon einhundertzwanzig Lech alkoholfrei verkonsumiert haben. +++ Einkauf bei Clavis an der Karl-Marx-Straße: In den 70er Jahren vermutlich ein Elektro-Gigant mit erdrückendem Angebot, wirkt heute der Laden beim Mega-Media-Markt schräg gegenüber beruhigend unzeitgemäß und sehr überschaubar. Während der zähen Gespräche kümmerten der Chef und sein Angestellter sich rührend um mich, was auch dadurch begünstigt wurde, dass in den kompletten sechzig Minuten kein einziger Kunde den Laden betrat. In Worten: niemand. Ich kam mir gefangen vor in einem avantgardistischen Softporno, dem es an Darstellern fehlt.

Foto: Hardy © KvK, 2011
Foto: Ina © KvK, 2011
Foto: Stettin © KvK, 2011
Foto: I got a Job working construction for the Johnstown Company © KvK, 2011

Foto: Stettin, Hafen © KvK, 2011
Foto: Abbey Road © KvK, 2011
Foto: Rock'n'Roll I © KvK, 2011
Foto: Rock'n'Roll II © KvK, 2011

Hans Krankl / The Mamas and the Papas.

Krass. +++ Am Kotti gestern kaufte ich noch schnell eine scharfe Paprika zum Knabbern für den Nachhauseweg, an der ich mich Downtown Admiralstraßenghetto blöderweise verschluckte. Ich hatte mir irgendwie immer einen Abgang in Style ausgemalt, wie z.B.: auf der Flucht erschossen, oder so, und hier bahnte sich nun spontan das komplette Gegenteil an: Ich bekam keine Luft mehr, die Kerne brannten, einem Höllenfeuer gleich, in der Nase. Ich hätte mich eigentlich auch gern übergeben, musste mich aber gleichzeitig doch auf den Slalom zwischen den adoleszenten Digga-gib-Handy-Ärräbbs hindurch konzentrieren. +++ Heute Nacht übrigens Dualesque live im fetzigen Kit Kat Klub. Mit Steffen Zimmermann an den Drums, der gestern Geburtstag hatte. Glückwunsch nachträglich: war nicht so wirklich in Partylaune! Komplizieren könnte die Sache vielleicht, dass Ponykostüme erwünscht sind, und man sich einem unverbindlichen Gang Bang gegenüber nicht unbedingt quer stellen sollte. Kurzum: Sex haben wird groß geschrieben. +++ Im Wedding bei den Artists on Horses dagegen wird Sex haben Gott sei Dank kleingeschrieben: sex haben. Dort ist der Querverweis mit den Pferden nicht koitativ zu verstehen, also, wie, wenn Vati der Mutti seine Trompete reindübelt. Artists on Horses live heute Abend im MicaMocaProjects, Lindower Straße 22. +++ Heute im Club übrigens unser long lost Monsieur le Quarante-neuf himself! Mit seiner gefürchteten Old School Playlist. +++ Gerade einen glänzenden Glückscent auf der Straße gefunden. Träume sind Schäume. +++ Was könnte das für ein Leben sein!
Foto: Manzur Kargar © Enno "Spacelord" Hyttrek, ca. 1991
Lyrics: Augen schließen © Bosse, 2009



 
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