Waslawska / The Movie.

Peinlich, wenn man selber über seine eigenen Witze lacht: Im Internet vorhin fand ich meine Memoiren zu den Dreharbeiten zu "Waslawska" in Cannes seinerzeit. Geschrieben 2007, kurz vor der Fertigstellung des Films - nach fast zehn Jahren:

Die Dreharbeiten zu Waslawska? Mein erster Film als Schauspieler. Und bisher auch mein letzter. Lange her. Um nicht den Spruch zu bemühen, wer sich daran erinnern kann, ist nicht dabei gewesen.

Côte d´Azur - schon einigermaßen warm damals im Mai vor acht Jahren, erst recht wenn man mit Perücke und ohne Drehbuch tagelang planlos durch Cannes laufen muss: Morgens immer erst einmal in den eiskalten Pool der "Villa Jasmina“, unserem Domizil in den Bergen oberhalb Cannes'. Sowas hilft Wunder gegen den Kater. Dann in den VW-Bus wie eine Drückerkolonne, um sich anschließend in der Stadt zum Affen zu machen. Im Nachhinein eine verklärt schöne Zeit - während der Dreharbeiten der totale Scheiß.

Es hat mindestens zwei Momente gegeben, wo das Projekt böse zu kippen drohte. Da hätte Alex (Oktav) um ein Haar alles hingeschmissen. Oder Ralph Meiling auf die Schnauze gehauen. Oder beides. Aus verschiedenen Gründen: Einmal hatte er die Nacht zuvor dermaßen gebechert, dass wir morgens dachten, er sei tot. Er musste dann durch die Straßen getrieben werden wie ein armer Ackergaul, bis ihm schließlich der Kragen platzte. Das andere Mal war die Regie-Anweisung, in seiner albernen Verkleidung und mit einem albernen Englisch zu versuchen, an den Türstehern vorbei auf eine VIP-Filmparty zu gelangen, wobei er sich vollkommen gedemütigt gefühlt haben muss. Da hätte er Ralph Meiling wieder fast auf die Schnauze gehauen.

Ralph und sein Bruder, unser Produzent, hätten sich gleich in der zweiten Nacht auch beinah auf die Schnauze gehauen. Da war ihnen gerade klar geworden, welch debile Aktion es gewesen war, mit nicht mehr als einer einzigen Idee, aber einem Team von neun Leuten plus Hund und einem Kofferraum voll Dosenbier knapp 2.000 Kilometer weit zu reisen, um einen No-Budget-Film zu drehen. Sie saßen am Pool und schrieen sich stundenlang an, während wir anderen uns kleinlaut verkrümelten und Tischtennis spielten.

Was mir sonst noch so einfällt? Alf S., unser Spezial-Effekte-Mann, hat ständig den Hund verprügelt. Oder ihn in den Pool geworfen, was wir stillschweigend verurteilten. Dafür hat er mir aber mal den Schuh repariert, was er wohl besser drauf hatte, als Rauch zu machen, denn einmal wären wir beinah alle auf offener See erstickt.

Unser Kostümbildner und Koch Thomas Schulz: Haha, dachten wir einmal, das sieht ja voll aus wie Sheeba, was wir da essen! Haha, toller Witz - bis dann irgendwer leere Katzenfutterdosen im Mülleimer fand.

Die transsexuelle Maskenbildnerin Francesca aus N.Y.C. machte sich unsterblich, als sie in einem piekfeinen Nobelrestaurant in Cannes oder Monte Carlo plötzlich vollbreit auf den Stuhl stieg, ihren Rock hob und in den Raum hinein brüllte,"ihr glaubt doch alle, ich habe einen Schwanz!!!“ Sie hatte keinen. Auf der Rückfahrt kotzte sie in die Lüftungsschlitze des alten Golfs - danach wollte keiner mehr damit fahren.

Tonmann Andreas hielt sich die meiste Zeit still im Hintergrund. Ich glaube, er hätte lieber weiter an seinem Haus gebaut, als zehn Tage lang mit kostümierten Laiendarstellern durch die brütende Mittagshitze zu laufen und Katzenfutter zu essen.

Zu Uwe (Marek) fällt mir nur noch ein, dass sein waslawskanischer Wortschatz aus einem einzigen Wort zu bestehen schien und dass er einmal einen Monolog über Tom Jones gehalten hat.

Na, jedenfalls ist jetzt, im Herbst 2007, etwas passiert, wo besonders Alex und ich immer drauf gehofft hatten, was aber niemand mehr für möglich gehalten hat:

Ralph Meiling glaubt plötzlich wieder an diesen größten Schrottfilm aller Zeiten und jetzt hat er sich endlich in einer Art von Wahn auf die mehr als siebzehn Stunden Rohmaterial gestürzt und "Waslawska“ zusammen mit der Choreographin Stefanie Schröder geschnitten. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen.

Kai von Kröcher (alias Pavel Zynklawski)

P.S.: Wer irgendwann Nachts einmal das komplette Badezimmer der "Villa Jasmina“ voll gereihert hat, wird wohl immer ein Geheimnis bleiben. Ich aber, das schwöre ich, war es jedenfalls nicht.

"Waslawska". Heute als Stummfilm zu sehen im club49. Checkt es aus.


Foto: Mario © Sabine Steinort, 2010


Waslawska / Laser-Show.

Mist, die Bierfahrer kommen gleich. Nur ganz kurz: Zur Laser-Show morgen gibt's als Stummfilm-Support den Kult-Klassiker "Waslawska" von Kult-Regisseur Ralph Meiling. Heute im Club: IM Sound.


Wer heute lieber zu Hause bleiben will:

23:55 RTL II
"Bruce Lee - Die Todeskralle schlägt wieder zu"








Foto: Waslawska, der Film © Promo, 1999

Eisbrecher / Hey, ho, let's go.

Ein Blog-Post ohne Scheiß-Fotos heute. Während auf dem Kanal unten Schulkinder einen Schneemann bauen. Bevor sie einbrechen. War letzte Nacht auch kurz mal drauf, traute dem Braten aber nicht. Am Samstag also die schon kontrovers besprochene junge Frau DJ Laser am Plattenteller. Checkt es aus. Morgen Abend IM Sound. Mit neuem Sound.

Freitag, 20:15 Uhr, mdr:
"Die Flippers - das Beste aus 40 Jahren"





Grafik: DJ Laser © Kathrin Laser

Heiß und kalt / Schwarz zu Blau.

Guten Morgen, Berlin, du kannst so hässlich sein: Da kam es ja zu regelrechten Ausschreitungen in den Kommentaren zum SunGay-Post weiter unten. Zur Beruhigung der Gemüter mal ein Handyfoto vom Urbanhafen. Als ich gestern zu Hasso von Hugos Maskenbildnerschule aufbrach, wo mir Olivia ein neues Gesicht verpassen sollte, sah der Landwehrkanal aus wie früher in meinen Kinderbüchern. Fehlte nur noch der Maronenverkäufer. Insgesamt aber ist im Moment wenig los auf dem Eis. Entweder haben die alle plötzlich einen Job - oder es ist einfach zu kalt. Heiß dagegen wird es am Samstag, wenn - Blogspot.com berichtete - DJane Laser ein bisschen punkiges Vinyl auflegt. Freitag bereits checkt IM Sound die Lage im Club.

Handyfoto: Urbanhafen © KvK, 2010

Laser Girl /SunGay.

Vorletzten Sonntag gab es ein merkwürdiges Phänomen zu beobachten. Der Club war gefüllt ausschließlich mit Männern. Das Wort von "Kais Sungay" machte die Runde. Um 23:29 Uhr dann aber betrat doch noch die erste Frau den Raum - da war ich schon weg. Am Nachmittag, Köln verlor grade knapp 2:3 gegen Dortmund, hatte es auch schon kurz Damenbesuch gegeben: Da kam die junge Kathrin L. nach zwei Jahren New York City zurück nach Berlin und trank beim gemütlichen Kröchi ein Gläschen Weißwein-Schorle. Kommenden Samstag Abend legt sie dann auf. DJ Laser im club49. Punk und Rock'n'Roll. Checkt es aus.

Handyfoto: Kais Sungay © KvK, 2010

Ostkreuz / Blaue Stunde.

Als ich Freitag von der Druckerei kam, hab ich noch schnell ein Bild vom alten Ostkreuz gemacht. Das gibt's ja bald nicht mehr. Jedenfalls nicht so. Schweinekalt war's da. Osten eben.












Foto: Ostkreuz © KvK, 2010

Schön / - 15,5°C.

War schön grad eben heute Nacht. Alle mal im Club getroffen. Alle auf einem Haufen und alle jut druff. Sabine-Sabine immer noch irgendwie mit Kopftuch, Mario (der ganz souverän arbeiten musste), Michi, die eine Wette gegen mich verlor ohne es zu wissen, und sogar Dany, die man hier sehr schön auf dem Foto sieht. Und ich natürlich himself. Auch jut druff. Warm ums Herz. Oder, wie man so sagt: Checkt es aus.







Foto: club49 © KvK, 2010

- 14°C / Feinripp.

Neulich bei offenem Fenster geschlafen, weil ich bei eiskalter Winterluft immer so wunderschön einschlummern kann. Resultat eine Unterkühlung mit Fieber. Donnerstag Abend im Club dann wahrscheinlich der einzige gewesen, der sich den Arsch ab fror - die Scheiben waren von innen beschlagen und Cartoonist Meiling zog sich bis aufs Unterhemd aus. Vielleicht lag's aber auch einfach nur an der heißen Musik von Burning Nerves. Checkt es aus. Heute Nachmittag Fußball. Expertenrunde. Im Club. Mit "ö".


Handyfoto: Cartoonist Meiling im Club © KvK, 2010

Tauben / Lonely at the Top.

Leider bin ich noch immer nicht hinter das Geheimnis gekommen, wie man von meinem neuen, alten Handy Fotos per Bluetooth aufs Laptop lädt. Schade, schade. Von daher wieder nur Archivmaterial. Tauben. Aus irgendeinem Grund ist gewöhnlichen Straßentauben der Zugang zu meinem Hof verboten. Seit Jahren lebt hier einzig und allein ein versnobtes Pärchen sogenannter Türkentauben. Im Zuge des Dauerfrosts sind es mehr geworden und aus irgendeinem Grund sitzen sie jetzt immer in den Ästen ganz oben. Ob es da wärmer ist? Fußballfreunden wird das egal sein. Die kommen morgen ab 15:30 Uhr zur Expertenrunde. Unter anderem mit Bremen-Bayern, Bochum-Schalke und Hertha-Gladbach. Sonntag Nachmittag machen wir betriebsinternes Cocktailtrinken mit Victor - da fällt Fußball aus. Denkt drüber nach!

Foto: Tauben © KvK, 2010

Burning / Nerves.

Heute Abend DJ Burning Nerves im Club. IM Sound am Samstag ist verschoben.














Foto: Sewanstraße © KvK, 2009

Im club49 / Meiling mailt.

Jahrelang hatte Ralph Meiling verheimlicht, dass er ganz nebenbei auch Cartoonist ist. Jetzt mailte er einen Link zu seiner Seite. Die meisten Zeichnungen spielen im Bioladen, am Kollwitzplatz oder auf der Oranienburger. Viele schmutzige dabei, und wenn ihr euch gut benehmt und immer schön brav euer sauer Verdientes in den Club tragt, werde ich hier auch mal welche von unterhalb der Gürtellinie veröffentlichen. Bis dahin müsst ihr erstmal mit dem Kai-Witz hier vorliebnehmen. Kai heute übrigens live an den Zapfhähnen. Checkt es aus.

Cartoon: Im club49 © Ralph Meiling, 2010

Dick / ... und Doof.

Kommt ein Typ in den Club und fragt, ob ich der Chef bin. Er sei der Bruder von Mustafa nebenan. Bräuchte Kohle, weil, Mustafa wäre gerade unterwegs und es käm grad irgendeine Lieferung. Ich gebe ihm 120 Euro und gehe kurz danach zu Mustafa rüber: Der hat gar keinen Bruder. Die Beamten später meinten, ich sei da wohl 'etwas dumm' gewesen. Donnerstag dann DJ Burning Nerves im Club. Checkt es aus.


Foto: Winter in Hangelsberg © KvK, 2010

Austin / Texas.

Mein bevorzugter Regisseur Bastian Günther sandte Wintergrüße aus Austin/Texas. Wo immer das sein mag. Ich muss mich jetzt sputen: Schalke - Nürnberg. Danach Köln - BVB. Checkt es aus.






Foto: Denver / Colorado © Bastian Günther, 2010

Barkeeperlegende / Rattle and Hum.

Trübe gelaunt gestern Abend zu Rattelschneck getapert. Buchpremiere mit neuen Cartoons in der Oranienstraße mit Live-Performance. Laune bald besser geworden. Zum Lachen in den Keller dagegen ging wohl der Barkeeper-Faschist da hinterm Tresen. Der sich strikt weigerte, Havanna Club 10 Jahre oder so auf Eis auszuschenken. Weil er Barkeeper-Faschist ist und Barkeeper-Faschisten keinen Havanna Club 10 Jahre auf Eis ausschenken: "Den kriegt ihr bei mir nicht auf Eis", fuhr er ein spanisch sprechendes Paar an, das wahrscheinlich kein Wort verstand. Obwohl ich nur profanes Beck's bestellte, hatte ich Muffe, vom Barfascho eine gefenstert zu kriegen. Auf der neuen Webseite von Rattelschneck www.rattelschneck.de übrigens kann man ab sofort Merchandising-mäßig original von Rattelschneck himself ausgetrunkene Hefeweizen-Gläser kaufen. Was mich auf eine dufte Idee brachte: Ich verkaufe jetzt auch ab sofort immer benutzte Rattel-Gläser. 15 Euro/Stk., unsigniert. Die Barfrau später im Club49 übrigens war kein Fascho. Die war nett.

Cartoon: Helden und Geschichten © Rattelschneck, 2010

20. Februar / Fünf.

Die Würfel sind gefallen: Am 20. Februar feiert der Club seinen Geburtstag. Fünf Jahre. Ein Samstag. Mit Heidi und dem DJ Kröch. Und Erdnussflips.













Foto: Strahlauer Allee © KvK, 2010

***** / *****.

And it's sure been a cold, cold winter
And the wind ain't been blowin' from the south
It's sure been a cold, cold winter
And the light of love is all burned out

It sure been a hard, hard winter
My feet been draggin' 'cross the ground
And I hope it's gonna be a long, hot summer
And the light of love will be burnin' bright

And I wish I'd been out in California
When the lights on all the Christmas trees went out
But I been burnin' my bell, book and candle
And the restoration plays have all gone 'round

It sure been a cold, cold winter
My feet been draggin' 'cross the ground
And the fields has all been brown and fallow
And the springtime take a long way around

Yeah, and I wish I'd been out in Stony Canyon
When the lights on all the Christmas trees went out
But I been burnin' my bell, book and candle
And the restoration plays have all gone 'round

Sometimes I think about you, baby
Sometimes I cry about you
Lord well well well

Sometimes I wanna wrap my coat around you
Sometimes I wanna keep you warm
Sometimes I wanna wrap my coat around you
Sometimes I wanna burn a candle for you
(M. Jagger / K. Richards)


Foto: Patenkind © KvK, 2010

Länger haltbar / Wettlauf gegen die Zeit.

Bei Milch seit kurzem traurige Gewissheit - dass sich fast sämtliche Molkereien nämlich neuer Pasteuri- und Homogenisierungsverfahren bedienen und man selbst bei den Bio-Faschisten kaum noch Milch bekommt, die auch wirklich nach good old Milch schmeckt -, geht die Halbwertzeit meines Laptop-Akkus mit großen Schritten gegen Null: Beim Limettenschneiden im Club neulich muss ich wohl dummerweise das Ladekabel meines "Compies" angesäbelt haben - und jetzt gehen langsam die Lichter aus. Sofern in der nächsten halben Stunde nicht zufällig Mac Gyver herein geschneit kommt - oder ich mit meiner Lüsterklemme vielleicht doch noch Erfolg haben sollte. +++ Checkt es aus. +++ An dagegen gehen auf jeden Fall die Flutlichter der Bundesliga an diesem Wochenende wieder. Die Winterpause ist Schnee von gestern (haha). Das Freitagsspiel werden wir im Club traditionell nicht zeigen - dafür ansonsten: "Alle Spiele, alle Tore". Auch die Kracher vom Sonntag...!

Foto: Olympiastadion München © KvK, 2008

Esmeralda / Mietspiegel to go.

Kehrt nicht der Täter immer noch einmal an den Tatort zurück? Am Sonntag war ich wieder in Marzahn und kaufte mir an der Jet-Tankstelle (Foto) einen Latte Togo. Dann drehte ich um und fuhr die verschneite Blaue Stunde entlang zurück in unseren schönen Szenebezirk. Übrigens lag Kreuzberg im Mietspiegel der Abendschau gestern im Schnitt auf Platz eins. Bei den Preisen bei Neuabschluss. Marzahn wurde nicht erwähnt. Checkt es aus.



Foto: Blumberger Damm © KvK, 2010

Back in the Szenebezirk Groove / Feiertag.

Zurück zu den Tatsachen: Im Februar irgendwann, fällt mir grad auf, feiert der Club seinen fünften Geburtstag. Das werden wir feiern. Mit Zuckerbrot und Peitsche. Nächstes Jahr dann kommt der Club in die Schule.



Foto: club49 © KvK, 2009

Sonntag / Schneeballschlacht im Görli.

Um 14:00 Uhr heute gibt's im Görli eine Schneeballschlacht. Über 300 Piepel haben auf FaceBook bereits ihr Kommen angekündigt. Es geht wohl u.a. auch um lokale Ehren: Kreuzberg gegen Mitte, Neukölln gegen Marzahn, Franzi gegen Daisy. Und so weiter. Ich werde das Sofa hüten - aber zumindest der Monchichi-Bande einen Hint stecken, dann haben wir gute Chancen. Cross Hill rules. Checkt es aus.






Foto: Neulich in Märkisch Oderland © KvK, 2010

Marzahn calling / Desperately seeking Daisy.

Ein Himmelfahrtskommando, drei Tage später erst seine Erlebnisse niederschreiben zu wollen, die man besser sofort und unter Einfluss festgehalten hätte.

Als ich am Donnerstag von Marzahn kommend in die Dämmerung hinein gen Westen fuhr, waren mir noch die dollsten Phrasen durch den Kopf geschossen und der Nobelpreis für Literatur klopfte an jeder zweiten Ampel verzückt an die Windschutzscheibe. Zu Hause dann, den sprichwörtlichen Bleistift schon gespitzt, musste ich feststellen, dass ich mein Laptop nachts im Club liegen lassen hatte und nun nichts veröffentlichen konnte. Deshalb die Story also erst heute.

Nun, liebe Kinder, gebt fein acht...*: Nachdem sich am Mittwochabend die spontane "Stadt, Land, Scheidungsgrund"-Rotte um DJ Heidi und die ledige Katrin in alle Himmelsrichtungen zerstreut hatte und nur noch wenige zotige Wortfetzen im Raum hingen, liebäugelte ich bereits mit einem frühen Feierabend - und hatte die Rechnung mal wieder ohne den Wirt gemacht. Ein paar Köche kamen herein. Und junge Menschen, die ich nicht kannte. Ein kleines Pummelchen um die zwanzig saß recht einsam am Tresen und fing relativ bald an zu weinen. Die Musik sei so schön und alles so traurig. Kurz und gut: Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wo sie überhaupt war und wohin sie sollte - nachts um halb fünf, und sie kam aus Marzahn. Es war scheiß kalt da draußen und es schneite ein bisschen. Ich weiß genau, was jeder halbwegs vernünftige Mensch jetzt denken wird. Aber so war es nicht.

Einzig und allein mein soziales Gewissen, das die Worte sprach: "Ich lass dich jetzt hier nicht draußen in der Kälte umher irren - ich fahr dich kurz rum." Ich hatte ja schon immer mal nachts nach Marzahn gewollt. Ein Plattenbau hinter der Jet-Tankstelle am Blumberger Damm. Eau de Katzen-Toilette schlug mir beißend entgegen, als sie die Wohnungstür im Erdgeschoss aufschloss. Sie hieß Franzi und sagte, sie hätte noch einen Tiefkühl-Hummer von Aldi am Start - der allerdings schon angetaut war und nicht unbedingt vertrauenerweckend aussah. Während er im Topf vor sich hin kröchelte, saßen wir in Neunziger-Jahre-Couchgarnituren, tranken Sekt und betrachteten die originale Schrankwand aus frühen DDR-Tagen, die ich sofort in mein Herz schloss. Sie meinte, das sei hier die Wohnung ihres verstorbenen Vaters und sie würde den ganzen Mist auf den Müll werfen. Ich sagte, das könne sie auf keinen Fall tun: "Bevor du das weg wirfst, kauf ich's dir ab!"

Wir knackten den Hummer mit Dosenöffnern und stellten fest, dass er ganz grauenvoll schmeckte. Esmeralda, die Perserkatze, war da anderer Meinung und sprang mir mit glühenden Augen halb in den Teller. Sie machte mir Angst. Ich legte mich ins Gästezimmer des verstorbenen Vaters und wurde am Nachmittag gegen drei erst wieder wach. Über den gesamten Teppichboden war Katzenstreu verteilt; das klebte beim Gehen unter den Füßen.

Bei Tage betrachtet schien die Zweiraumwohnung noch ernüchternder als im Morgengrauen. In der Küche türmten sich Sternburg-Pils-Kisten und in jeder Ecke stand ein Katzenbaum. Und mittendrin ein funkelnagelneuer Telefunken-Fernseher mit großem Hundert-Hertz Flachbildschirm. Ich schrieb Franzi einen Abschiedsgruß und bedankte mich für den Hummer. Sie schlief noch beseelt im Bett ihres verstorbenen Vaters. Dann zog ich die Tür hinter mir ins Schloss.

Heute Abend im Club: das Ich Bin Pop DJ Team. Draußen schleicht der Schneesturm Daisy ums Haus. Unwetter fällt allerdings aus.


Foto: Abbildung ähnlich © KvK, 2006

*West-Sandmännchen (Ostmann ist besser)

Ich bin Pop DJ Team / Samstag.

Im Club. Morgen gibt's dann endlich auch die ganze Wahrheit über Marzahn. In Farbe.

Rock Lobster / hm.

Ladehemmung. Schreibblockade. Selbstzweifel: Werde ich die packende Geschichte aus der Parterre-Plattenbauwohnung am Blumberger Damm in Berlin-Marzahn je zu Papier bringen? In einer halben Stunde kommen die Bierfahrer - und ich bin geistig nicht bei der Sache. Den Faden verloren. Aber so viel sei schon verraten: Eine Nebenrolle in dem Plot spielt eine Perserkatze mit dämonischem Blick, die an meinen Hummer will - und nach der die ganze Wohnung riecht.

Rock Lobster / Verbraucherinformation.

Story folgt.

Kitsch / Fuck off.

Auf der verzweifelten Suche nach dem epochalen Werk strandete ich gestern im Niemandsland zwischen Nachmittag und Abend. Punk war was anderes. Und dann, heute Vormittag, kommen auch noch die Heizungsableser von Techem oder wem auch immer. Die werden wieder durch mein Bett steigen müssen, um an das Messgerät zu kommen. Das ist Punk. So sieht's mal aus.

Foto: Abseits © KvK, 2010

Große Nächte / kleine Tage.

Oder umgekehrt. Ich bin grad sehr bewegt. Und gäbe es diese Computer nicht und dieses Internet und SMS und überhaupt und ich säße hier oben am Fenster mit einem Federkiel und schaute auf die verschneite Landschaft am Kanal hinunter - ich würde jetzt das Werk verfassen, von dem man später sagen würde, es sei vielleicht das Werk seines Lebens. So aber lege ich mich bewegt und benommen ins Bett. Vielleicht ist ja später auch noch ein Tag. Rosa Schweine. Checkt es aus.

Foto: Winterwald bei Mönchswinkel / Märkisch Oderland © KvK, 2010

Brandenburg / Wood Ways.















Foto: Winding Road © KvK, 2010

Red Army Blues / Treptow.

Ich weiß nicht einmal genau, ohne jetzt zu googeln, ob am Ehrenmal für den gefallenen sowjetischen Soldaten im Treptower Park tatsächlich Soldaten begraben liegen. Ich kann mich nur erinnern, dass das Monument kurz nach der Wende auf der Abschussliste einiger Angsthasen aus der Politik ziemlich weit oben stand - und abgetragen werden sollte. Wie der Fernsehturm am Alex übrigens auch. Vielleicht hätte man Ost-Berlin damals am besten gleich ganz abgerissen; da stimmte es doch eh hinten und vorne nicht. Ich jedenfalls gestern war froh, dass das alles nun doch immer noch stand, denn nirgendwo war der Winter mit seinem stiefelhohen Schnee wohl so fühlbar gewesen, wie unter dem in den Abendhimmel ragenden Rotarmisten mit dem Kind im Arm. Und ich war nicht der einzige, der diesen Moment fotografieren wollte.

Foto: Treptower Park © KvK, 2010

2. Januar / Check.

Wollen doch mal sehen, wie sich das neue Jahr da draußen so macht...

Zwanzig / Zehn.

Die Finanzkrise war auch bei den Knallfröschen angekommen. Totenstill war es tagsüber in der Hauptstadt gewesen. Kurz vor null Uhr aber holte die Monchichi-Bande dann doch ihre Schusswaffen heraus und begann, das Haus gegenüber in der Ohlauer Straße 32 zu beschießen. Ein kleines Stück weiter versuchte Jimmy Woo, die Hobrechtbrücke zu sprengen. Dann brach das neue Jahr an und alles war gut.
 
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